Wir müssen immer wieder erleben, dass viele Menschen von der Rasse eine falsche Vorstellung haben, was Wesen, Umgang und Fellpflege anbelangt. Das führt leider recht häufig dazu, dass ein PON wieder abgegeben wird. Die folgende Charakterbeschreibung gibt einen treffenden Einblick in den Charakter eines PONs.
Autor: Malgorzata Lula – Internationaler Richter und PON Züchter.
Übersetzung aus dem Englischen: Sabine Holdorf.
Der Artikel wurde im POLISH PON MAGAZYN in der Ausgabe November 2001 erstmalig veröffentlicht.
Der Polnische Niederungshütehund (PON) ist ein sehr temperamentvoller und individueller Hund. Der PON ist lebhaft, neugierig auf seine Umwelt, ist recht zurückhaltend und besitzt einen ausgeprägten Instinkt für sein Territorium. Diese Charaktereigenschaften führen häufig zu Konflikten zwischen dem neuen Besitzer und seinem PON.
PON Welpen sind sehr aktiv, ziemlich laut und greifen gern an. Sie protestieren energisch gegen Einschränkungen und zwar besonders dann, wenn sie auf den Geschmack gekommen sind, sich im ganzen Haus oder in der Wohnung frei bewegen zu können.
PONs einigen sich schnell auf eine Rudelhierarchie. Sie brauchen und suchen den Kontakt zu ihrem Beschützer aus den Tagen nach der Geburt. Sie entwickeln sich schnell, werden früh unabhängig und bemühen sich begierig um eine Verbindung zu den Menschen.
In ihrem neuen Heim sucht der kleine PON eine liebevolle, aber dauerhafte Familie. Die ausgeprägte Energie des Kleinen findet häufig einen Weg, um anspruchsvolle Spiele zu fordern. Der Welpe muss beschäftigt werden, er braucht genügend Auslauf und möchte spielend lernen. Konsequente „Lernprogramme“, in Verbindung mit begrenzter Bewegungsfreiheit und der Möglichkeit der Erkundung der Umgebung sind notwendig. Oft benehmen sich PONs eigensinnig und albern, aber das ist nur „gespielt“.
Das freche Jungtier wird immer versuchen, seinen Kopf um jeden Preis durchzusetzen. Der Zorn des Besitzers und möglicher Zwang führt genau zum gegenteiligen Effekt. Der Welpe wird unter Umständen eigensinnig und penetrant. Er wird Ihren Anweisungen gehorchen, aber nur, damit er wieder seine Ruhe hat. Bei passender Gelegenheit jedoch, wird er nicht mit Ihnen zusammenarbeiten, etwa bei Vorführungen.
Eine Freundschaft mit einem PON herzustellen ist nicht schwierig, aber es bedarf einer gewissen Schlauheit. Der PON wird ihnen genau so viel Zuneigung und Respekt entgegenbringen, wie sie ihm geben.
Sogar ein kleiner Welpe wird sehr schnell begreifen, wie weit er bei Ihnen gehen kann und was er mit Gequietsche bei Ihnen erreicht. Wenn wir nicht genügend Geduld und Strenge bei der Ausführung unserer Kommandos aufbringen, wird der PON schnell seinen Vorteil nutzen und sich zu einem Haustyrann, einer Nervensäge entwickeln oder sich gar wie Dummkopf benehmen.
Besonders ein psychisch starker Rüde kann sich für den inkonsequenten Besitzer schnell zu einem Plagegeist entwickeln. Das zeigt sich besonders beim Spaziergang, wenn der Hund seine eigenen Wege geht – unter Missachtung aller Kommandos.
Man sollte sich stets vor Augen halten, dass der PON von seiner Herkunft her nicht mit einem „Schmusehund“ zu vergleichen ist. Der PON war ein typischer Hofwachhund, der eingesetzt wurde um Schafe Rinder und Schweine zu hüten. Der PON ist es gewohnt bei der Arbeit zu bellen. Er arbeitet schnell, laut und nicht unbedingt sanft. Er bellt Eindringlinge wütend an und versucht auch oft sie zu beißen. Zwei PONs können ohne Probleme eine Kuh in Schach halten, ebenso wie einen Eindringling, der es gewagt hat „ihr“ Territorium zu betreten.
Der PON ist der geborenen Wächter und erfüllt diese Aufgabe perfekt. Er bewacht sein Territorium gern, fleißig und sorgfältig. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit! Es ist sehr ungewöhnlich, dass ihn seine Arbeit frustriert. Er bleibt immer aktiv und erwartungsvoll sowie entgegenkommend.
Die Tendenz, einen PON wie einen „Schoßhund“ zu behandeln, verursacht häufig Probleme. Die Beschränkung dieses Arbeitshundes auf Schlafen, Fressen oder in seiner Funktion als Dekoration ist ein kapitaler Fehler des Besitzers. Fühlt sich ein PON gelangweilt, entwickelt er eigene Spiele mit dem Ergebnis das Gegenstände im Haus demoliert werden, Löcher in den Garten oder die Blumenbeete gegraben werden. Eventuell bellt er stundenlang oder kratzt sich.
Ein frustrierter Besitzer sperrt den Hund zur Strafe ein und verstärkt damit den Stress mit all seinen möglichen Symptomen. Das hat ständige Tierarztbesuche zur Folge um das Kratzen und/oder Hautprobleme zu behandeln.
Langeweile, das Fehlen körperlicher Aktivität und falsches Futter sind oft die Auslöser für viele negative psychologische Veränderungen.
Der PON ist leider kein Hund für „Jedermann“. Dieser außergewöhnlich aufrichtige und intelligente Hund benötigt einen klugen und konsequenten menschlichen Partner. Ein PON ist kein unterwürfiger Schleimer oder ein stumpfsinniger Gefolgsmann, sondern ein energiegeladener fröhlicher Partner (ein loyaler Freund). Der Besitzer, der einen aktiven Lebensstil pflegt und sich Zeit nimmt für die Fellpflege, den Hund zu baden, für Spaziergänge, Vorführungen, Agility und konsequentes Training wird einen freundlichen und wahren Freund finden – für immer! Ja, einen Freund!